„Faible für Verrücktes“ – Lustige Anekdoten mit Harfenbegleitung TAZ-Interview mit Günter Bosien

taz: Herr Bosien, was können die Leser von Ihren Geschichten lernen?

Günter Bosien: In meinen Anekdoten geht es um Menschen, die meist ungewollt komisch sind. Den meisten Leuten fehlt Frohsinn. Ich war früher Lehrer in Hamburg und hatte viele Schüler aus schwierigen Verhältnissen, aber ich kam an sie durch meine Erzählungen heran. Wenn das bei ihnen klappt, dann klappt es auch bei anderen Menschen

Sie scheinen komische Situationen regelrecht anzuziehen …

Ich habe ein Faible für Verrücktes, das kommt wohl aus meiner Kindheit. Als ich in Langenhorn zur Schule ging, habe ich mich in der Bahn oft mit Patienten aus der psychiatrischen Klinik unterhalten. Da habe ich den Sinn für Situationskomik entwickelt.

Ist Hamburg eine Inspiration für Ihre Bücher?

Hier kann ich mich an viele Anekdoten beim Bahnfahren erinnern. Aber ich erlebe auch viele Geschichten, bei denen Menschen unerwartet freundlich oder hilfsbereit waren. Und das nicht nur in Hamburg, sondern auf meinen ganzen Reisen durch die Nachbarländer. Diese Erfahrungen widerlegen viele Vorurteile. Ich möchte damit auch zeigen, dass man Grenzen überwinden kann.

Sie wurden also vom Reisenden zum Schreiber?

Das war nicht meine Idee. Als meine Frau schwer krank wurde, gab ich den Lehrer-Beruf auf. Meine Schüler schenkten mir ein leeres Buch zum Abschied, und waren der Meinung, ich müsse die Erzählungen aus meinem Alltag weitergeben. Das kommt hier sehr gut an, denn die Leute haben ein Bedürfnis nach Geschichten. INTERVIEW: AMN

taz.hamburg, 16./17. März 2013